Vom Weltmarktführer zum Zaungast – Wie Perspektivenblindheit Deutschlands Wirtschaft lähmt
- Bridge the Momentum
- 25. März
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 9. Mai
Deutschland – einst Vorreiter industrieller Exzellenz – droht in Zeiten disruptiven Wandels den Anschluss zu verlieren. Jahrzehntelang galten Qualität, Effizienz und inkrementelle Verbesserung als das Erfolgsrezept der deutschen Wirtschaft. Doch dieses Modell gerät zunehmend ins Wanken. Der technologische Fortschritt schreitet nicht linear, sondern sprunghaft voran – und verlangt nicht Optimierung, sondern Transformation.

Das Problem liegt nicht allein in äußeren Umbrüchen, sondern im System selbst: In seiner Trägheit, seiner Skepsis gegenüber radikalem Neuen, seiner tief verwurzelten Risikoaversion. In der Automobilindustrie etwa führte das Festhalten am Verbrenner und die Vernachlässigung digitaler Fahrzeugarchitekturen dazu, dass Start-ups wie Tesla den Takt vorgeben – während deutsche OEMs aufholen müssen.
Ein zentrales Hindernis: Perspektivenblindheit. Wer nur mit Gleichgesinnten denkt, bleibt in seiner Echokammer gefangen. Vielfalt an Denkweisen, kulturellen Prägungen und Erfahrungen wird zur unternehmerischen Überlebensstrategie. Denn disruptive Innovation braucht mehr als gute Technik – sie braucht neue Sichtachsen.
Dominanzhierarchien, lineares Denken und eine Fixierung auf kurzfristige Effizienz verhindern oft den nötigen Wandel. Die Dieselaffäre zeigt eindrücklich, wie gefährlich Schweigen aus Angst vor Autoritäten sein kann – mit Milliardenverlusten und Reputationsschäden als Folge.
Die Lösung liegt in Ambidextrie – der Fähigkeit zur gleichzeitigen Optimierung und Innovation. Unternehmen müssen lernen, beides zu beherrschen: das Bestehende zu perfektionieren und gleichzeitig radikal Neues zu wagen. Der Staat wiederum muss Rahmenbedingungen schaffen, die langfristiges Denken und Transformation belohnen – statt kurzfristige Stabilität zu konservieren.
Deutschland braucht ein neues Wirtschaftsmodell – einen Plan B. Einen, der nicht nur Industriepolitik neu denkt, sondern auch die Mentalität verändert: Weg vom Sicherheitsdenken hin zur strategischen Offenheit. Denn die größte Gefahr ist nicht das Scheitern an Neuem – sondern das Festhalten am Alten, während die Welt sich weiterdreht.
In unserer aktuellen Studie „Vom Weltmarktführer zum Zaungast – Wie Perspektivblindheit die deutsche Wirtschaft lähmt“ analysieren wir die Auswirkungen von Perspektivblindheit in der Wirtschaft anhand konkreter Beispiele aus der deutschen Automobilindustrie und zeigen, wie sie überwunden werden kann. (Erscheint in Kürze)

Titel:
Vom Weltmarktführer zum Zaungast
Wie Perspektivenblindheit die deutsche Wirtschaft lähmt
Veröffentlichung:
12 Juni 2025
Autoren:
Dr. Rainer Scholz; Volker Walprecht; Tobias Merten