Ist Europa auf Kurs, seine Wasserstoffziele für 2030 zu erreichen?
- Bridge the Momentum
- 21. Okt. 2024
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 3. Apr.
Das ehrgeizige Klimaneutralitätsziel der EU hängt von erneuerbarem Wasserstoff ab – aber sind wir wirklich auf Kurs? Trotz ehrgeiziger Ziele stellen regulatorische Hürden, Investitionslücken und hohe Energiekosten die Machbarkeit in Frage. Um die Innovationslücke zu schließen, die Dekarbonisierung zu koordinieren und Abhängigkeiten zu verringern, muss Europa entschlossen handeln. Können wir unsere Vision in die Realität umsetzen oder werden sich unsere Wasserstoffambitionen in Luft auflösen?
Die Wasserstoffstrategie der EU: Fortschritte und Fallstricke
Seit dem Start der EU-Wasserstoffstrategie im Jahr 2020 hat die Dynamik zugenommen. Der REPowerEU-Plan und die jüngsten regulatorischen Aktualisierungen der Kommission haben die rechtlichen Rahmenbedingungen geklärt und ehrgeizige Ziele gesetzt: 20 Millionen Tonnen erneuerbarer Wasserstoff jährlich bis 2030.
Doch die Realität ist ernüchternd:
Europa produziert derzeit nur 0,05 Millionen Tonnen erneuerbaren Wasserstoff – weniger als 1 % seines gesamten Wasserstoffbedarfs
Deutschland ist mit 154 MW Elektrolyseurkapazität führend, doch aufgrund von Investitionsengpässen und regulatorischen Hürden kommt es insgesamt nur schleppend voran.
Unsicherheiten auf der Nachfrageseite und mangelnde Koordinierung zwischen EU- und nationaler Politik bremsen die Marktentwicklung.

Der Draghi-Bericht: Ein Weckruf für Europas Wettbewerbsfähigkeit
Ein aktueller Bericht von Mario Draghi, dem ehemaligen italienischen Ministerpräsidenten und EZB-Präsidenten, unterstreicht die Dringlichkeit des industriellen Wandels in Europa. Er identifiziert drei kritische Handlungsbereiche:
Überbrückung der Innovationslücke – Europa hinkt bei der Kommerzialisierung bahnbrechender Technologien den USA und China hinterher.
Koordinierung der Dekarbonisierungsbemühungen – Es bedarf einer einheitlichen Strategie für Energieerzeuger, Industrien und Cleantech-Unternehmen.
Reduzierung strategischer Abhängigkeiten – Europa muss Rohstoffe und Technologien sichern, um eine übermäßige Abhängigkeit von China zu vermeiden.
Die harte Realität: Sind unsere Ziele unrealistisch?
Der jüngste Sonderbericht des Europäischen Rechnungshofs wirft Zweifel an der Durchführbarkeit der Wasserstoffambitionen der EU auf:
Regulierungsbarrieren und Bürokratie – Überkomplizierte Zertifizierungsprozesse behindern das Wachstum.
Investitionsdefizite – Die EU hat 18,8 Milliarden Euro für Wasserstoffprojekte bereitgestellt, doch der tatsächliche Bedarf liegt bei Hunderten von Milliarden.
Herausforderungen bei den Energiepreisen – Die hohen Energiekosten in Europa machen die Wasserstoffproduktion weniger wettbewerbsfähig.
Der Weg nach vorn: Mutige Maßnahmen erforderlich
Um die Einführung von Wasserstoff und die industrielle Transformation zu beschleunigen, müssen wir entschlossen handeln:
CO₂-armen Wasserstoff als Brücke ausbauen – Ein schnellerer Einsatz von blauem und kohlenstoffarmem Wasserstoff kann die Kosten senken und den Markteintritt erleichtern.
Realistische marktspezifische Ziele setzen – Verschiedene Branchen haben unterschiedliche Wasserstoffpreisschwellen; gezielte Maßnahmen können Investitionen optimieren.
KI und digitale Plattformen nutzen – Die Rationalisierung der Genehmigungsverfahren und der Marktkoordination durch digitale Lösungen wird die Komplexität reduzieren und die Effizienz steigern.
Abschließende Gedanken: Können wir die Vision noch in die Realität umsetzen?
Wasserstoff hat das Potenzial, die Energielandschaft Europas zu revolutionieren, aber eine Vision allein wird uns nicht dorthin bringen. Ohne einen realistischen, gut finanzierten und branchengerechten Ansatz besteht die Gefahr, dass Europa bei der globalen Energiewende zurückfällt.
Es ist Zeit für entschlossenes Handeln, strategische Investitionen und regulatorische Klarheit – bevor sich die Wasserstoffträume in Luft auflösen.
Lesen Sie unsere zusammenfassende Studie zum Thema

Titel:
Es ist unwahrscheinlich, die 2030er Ziele für die Erzeugung und den Import von erneuerbarem Wasserstoff zu erreichen!
Veröffentlichung:
Oktober 2024
Autoren:
Dr. Rainer Scholz; Tobias Merten